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Wechsel zu günstigerem Anbieter als Ausweg
Von Claudia Rometsch
Die Beiträge in der privaten Krankenversicherung klettern seit Jahren deutlich stärker als die der gesetzlichen Kassen. Steigende Kosten im Gesundheitswesen, aber auch schlechte Kalkulation können dazu führen, dass die private Versicherung vor allem für ältere Menschen sehr teuer wird. Doch die Versicherten sind nicht immer machtlos.
Die privaten Krankenversicherungen haben ihre Beiträge in den vergangenen Jahren durchschnittlich um sechs bis sieben Prozent erhöht. Im vielen Fällen war es aber auch deutlich mehr. So wie bei Hans Eschbach.
"Mein Krankenversicherungsbeitrag ist in diesem Jahr um 144 Euro monatlich gestiegen und in den Vorjahren waren es 70 und 90 Euro, also zusammen 300 Euro in drei Jahren."
Das ist eine Steigerung von über 140 Prozent innerhalb von drei Jahren. Der 56-Jährige kann nicht einsehen, warum er Beitragserhöhungen weit über dem Durchschnitt zahlen muss. Hans Eschbachs Versicherung, die Central, erklärt jedoch, dass die Anhebungen im Einzelfall höher ausfallen können, zum Beispiel aufgrund von Risikozuschlägen. Auch die Kostensteigerungen im Gesundheitssystem schlügen zu Buche. Stefan Albers, Präsident des Bundesverbandes der Versicherungsberater, nennt einen weiteren Grund:
"Ferner haben wir es natürlich auch zum Teil auch mit unzureichender Tarifkalkulation innerhalb der privaten Krankenversicherung zu tun."
Das Problem: Auch wenn die Versicherung schlecht kalkuliert und gewirtschaftet haben sollte, müssen die Kunden letztlich dafür aufkommen. Die Versicherer sind gesetzlich dazu verpflichtet, jedes Jahr ihre Ausgaben zu prüfen.
"Und wenn sie feststellen, dass das dauerhaft höher ist, als ursprünglich kalkuliert war, müssen sie die Beiträge anheben",
erklärt Ulrike Steckkönig, Versicherungsexpertin bei Finanztest. Das wird von einem unabhängigen Treuhänder überprüft. Versicherte haben es daher schwer, nachzuweisen, dass ihr Beitrag zu Unrecht erhöht wurde. Entsprechende Klagen vor Gericht hatten bislang nur selten Erfolg. Eine Möglichkeit den Beitrag zu senken, ist der Wechsel in einen preiswerteren Tarif beim selben Versicherer.
"Denn häufig gibt es zu dem Tarif, den man gerade versichert hat, auch Alternativen, die zum Teil nur in Einzeldingen in den Leistungen schlechter sind, so dass man dann überlegen muss, ob man nicht in den ein oder anderen Tarif wechselt."
Laut Gesetz darf der Kunde auch in neuere Tarife seines Versicherers wechseln, die oft preiswerter sind. Doch Vorsicht: Auch die Leistungen unterscheiden sich oft. Der Kunde sollte sich darüber vorher genau informieren.
"Denn auffällig ist, dass gerade bei den neueren Tarifen bestimmte Leistungen doch stark reglementiert werden."
Vor allem bei preiswerten Einsteiger- oder bei Basistarifen gibt es vielfach Einschränkungen, zum Beispiel bei der Kostenübernahme für Psychotherapie oder Krankengymnastik. Eine andere Möglichkeit ist der Wechsel zu einem günstigeren Versicherer. Doch das kann sich allenfalls für jüngere Versicherte bis zum Alter von etwa Mitte 40 lohnen. Wer schon vor 2009 privat versichert war, kann seine Alterungsrückstellungen nicht zum Konkurrenten mitnehmen. Der Wechsel in eine gesetzliche Krankenversicherung ist nur in wenigen Fällen möglich. Ganz gleich, ob der Kunde nur den Tarif oder aber den Versicherer wechseln will - die Risiken und Nebenwirkungen sind für den Laien meist kaum zu durchschauen, beobachtet Ulrike Steckkönig.
"Deswegen würde ich auf jeden Fall empfehlen, sich von einem unabhängigen Versicherungsberater beraten zu lassen, der nicht auf Provisionen von den Versicherungsgesellschaften angewiesen ist."
Allerdings kostet hier die Beratung 100 bis 180 Euro pro Stunde. Hilfe gibt es auch bei den Verbraucherzentralen.