Ich bin der Meinung, dass die pauschale Aussage "Jeder vierte Arbeitnehmer wird irgendwann berufsunfähig" kritisch hinterfragt werden sollte. Ich weiß, dass die Quelle seriös ist, ich konnte bisher aber keine näheren Informationen dazu erhalten, was dies bedeutet. Insofern plädiere ich dafür, mehr detaillierte Informationen zur Schadensituation zu erhalten. Ich bin sehr interessiert, hierzu mit Personen, die mehr Wissen in Kontakt zu treten. Jedenfalls sollten wir Versicherungsberater diese Aussage nicht als Werbeinstrument für die Bedeutung der BU-Versicherung verwenden, sondern nur als Ausgangsbasis zu diesem - sicher wichtigen - Thema.
Erst mal bedeutet es "nur", dass jeder vierte AN, irgendwann im Laufe seines Lebens mehr als 6 Monate berufsunfähig ist. Ich kenne auch manche, die danach wieder "ganz normal" gearbeitet haben und die Delle ohne größere Blessuren überstanden haben (was ja auch gut ist). Für diese Personen war die BU-Absicherung vielleicht praktisch, aber nicht existentiell. Wie viele das sind, konnte ich bisher nicht feststellen (wäre schön, wenn jemand dazu Daten hat).
In dem Viertel sind auch alle die enthalten, die nicht planmäßig in die Altersrente gegangen ist, sondern eine Vorphase kürzerer Zeit (6 Monate) oder auch deutlich mehr hatten, in der sie vom Berufsleben in die Altersversorgung gegangen sind. Generell lässt sich sagen, dass die Bedeutung der BU-Absicherung im Laufe des Lebens abnimmt. Denn parallel dazu steigen die Rentenansprüche und die Kapitalbildung - soweit dies eben individuell möglich ist. Bei diesem Vierteil, die vorzeitig (vorübergehend BU) in die Altersphase eintreten, ist eine bestehende BU-Absicherung mal existentiell, manchmal wichtig und bei vielen weniger wichtig.
Eine plakative Herausstellung des Armutsrisikos Berufsunfähigkeit mag für die Medien interessant sein, wir sollten uns aber nicht vor deren Vehikel spannen lassen, sondern sehr reflektiert damit umgehen.
Gut wären deshalb qualifizierte Informationen. Dies wäre auch eine wertvolle Basis für eine qualifizierte Beratung, denn es wird ja zunehmend schwieriger, für breite Kreise eine angemessene BU-Absicherung zu erreichen.
Um Missverständnissen vorzubeugen. Ich sage nicht, dass die Thematik nicht wichtig ist und auch nicht, dass hier beteiligte Kollegen irgendetwas falsch machen. Ich plädiere nur dafür, dass man auch mit diesem Thema sorgfältig umgeht und pauschale Informationen nicht falsch und undifferenziert einsetzt.
Ich bin übrigens (auch) der Meinung, dass die Absicherung der BU-Thematik über die private Versicherungswirtschaft falsch ist, sondern stärker im sozialen Netz verankert sein müsste.